08. November 2021 – Tom Uhlig
Antisemitismus als Kulturgut – Über Strategien der Verharmlosung im künstlerischen
Betrieb
19:30: Universität zu Köln, Hörsaal A1, Universitätsstraße 35, 50931 Köln
Facebookevent: https://www.facebook.com/events/1459479907758291/
In den vergangenen Jahren haben sich immer wieder Stimmen aus dem deutschen
Kulturbetrieb lautstark zu Wort gemeldet, Antisemitismus zu bagatellisieren. Insbesondere
Formen des Hasses gegen Jüdinnen und Juden, die den Umweg über Israel nehmen,
werden als diskutable Positionen verkauft, denen man dringend eine Bühne überlassen
müsse. Vorläufiger Höhepunkt dieser Diskussion war das Plädoyer der Initiative
Weltoffenheit GG 5.3. Hier schlossen sich Leiter*innen von Kulturgiganten wie dem Goethe
Institut oder dem Humboldt-Forum zusammen, um öffentlich zu klagen, der
Bundestagsbeschluss gegen die antiisraelische Boykottbewegung BDS beeinträchtige die
eigene Arbeit. In dieser Perspektive wirkt die Skandalisierung von Antisemitismus wie ein
provinzieller deutscher Spleen, den es dringend zu überwinden gelte, um international
anschlussfähig zu bleiben. Unbeachtet bleibt dabei, dass die apologetische
Argumentationsweise der Kulturschaffenden dem sekundären Antisemitismus das Wort
redet, der zur Normalität der deutschen Nachkriegszeit gehört. Allerdings blieben diese
Verharmlosungen auch nicht unwidersprochen: Zum Beispiel wurde in einer vieldiskutierten
Sonderausgabe der Zeitschrift Texte für Kunst (israelbezogener) Antisemitismus im
Kulturbetrieb skandalisiert und Künstler*innen starteten einen Aufruf unter dem Titel artists
against antisemitism.
Mit dem Vortrag soll ein Streifzug durch die jüngeren Debatten um Antisemitismus im
Kulturbetrieb unternommen und danach gefragt werden, was die Verharmlosung von
Antisemitismus dort eigentlich so attraktiv macht.
Tom Uhlig hat u.a. Psychologie studiert, ist politischer Referent in Frankfurt und
Mitherausgeber der Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie „Freie Assoziation“
sowie der „Psychologie und Gesellschaftskritik“. 2019 veröffentlichte er mit Eva Berendsen
und Katharina Rhein „Extrem Unbrauchbar. Über Gleichsetzungen von links und rechts“
(Verbrecher Verlag).
Eine Veranstaltung im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus Köln. Veranstaltet von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Köln, dem Bündnis gegen Antisemitismus – BgA Köln, dem AStA der Universität zu Köln. Unterstützt von der Amadeu Antonio Stiftung.