15. November 2021 – Prof. Dr. Jannis Panagiotidis
Juden, Russen, Weiße: Postsowjetische Juden in deutschen Migrationsdebatten
19:30: Universität zu Köln, Hörsaal A1, Universitätsstraße 35, 50931 Köln
Facebookevent: https://www.facebook.com/events/255663156570660/
Die Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion seit Beginn der 1990er Jahre
war von Beginn an mit hoher symbolischer Bedeutung aufgeladen. Mancher sah in ihrer
Ankunft ein „Geschenk“ an das geläuterte Deutschland, um sein in der Shoah ermordetes
Judentum wiederzubeleben. Andere hatten Zweifel, ob es sich hier überhaupt um Juden
handelte und es nicht doch eher „Russen“ seien, die da kämen. Um die Bedürfnisse der
konkreten Menschen ging es derweil selten, wie die bis heute ungelöste Frage der
Altersarmut in der Gruppe zeigt. Unterdessen haben Teile des deutschen
Migrationsdiskurses unter dem Eindruck von Black Lives Matter eine neue Wendung
genommen und postulieren, dass weiße Menschen keinen Rassismus erfahren könnten.
Sind Juden aber weiß? Und ist Antisemitismus Rassismus? Vor dem Hintergrund der
Entwicklung der Debatten um postsowjetische Juden und ihrer Positionierung im
Migrationsdiskurs wird sich dieser Vortrag diesen Fragen annähern.
Prof. Dr. Jannis Panagiotidis ist wissenschaftlicher Leiter des Forschungszentrums für die
Geschichte von Transformationen (RECET) an der Universität Wien. In seiner jüngsten
Monographie Postsowjetische Migration in Deutschland: eine Einführung (Beltz Juventa
Verlag, 2021) befasst er sich u.a. mit der Zuwanderung postsowjetischer Juden nach
Deutschland seit 1990. In seinem aktuellen Buchprojekt (mit Hans-Christian Petersen) geht
es um die Geschichte und Gegenwart des antiosteuropäischen Rassismus in Deutschland.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus Köln. Veranstaltet von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Köln, dem Bündnis gegen Antisemitismus – BgA Köln, dem AStA der Universität zu Köln. Unterstützt von der Amadeu Antonio Stiftung.